







Parts of Me
„Gedächtnis und Kreativität sind keine getrennten Funktionen des Gehirns, sondern stehen in einer komplexen Wechselbeziehung, die durch Emotionen und Erlebnisse geformt wird“ (Siri Hustvedt, „Three Emotional Stories:Reflections on Memory, the Imagination, Narrative and the Self“ 2011).
Im Laufe unseres Lebens sind wir – bewusst oder unbewusst – ständig damit beschäftigt, den Sinn und die Bedeutung unserer Existenz zu hinterfragen. Wir werden hineingeboren in einen Zustand, der sich vielleicht als „Ist-Zustand“ bezeichnen lässt: eine Welt, die – folgt man den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – nicht einmal physikalisch vollständig zu erfassen ist. Und doch ist sie alles, was wir kennen.
Sie ist voller Eindrücke, Erfahrungen, Empfindungen, Gedanken, Deutungen – und menschlicher Schöpfungen.
Trotz der Unbegreiflichkeit des Bestehenden fügen wir dieser Welt etwas hinzu. Wir interpretieren, formen, verändern sie selbst wenn wir nicht restlos verstehen können, was bereits da ist. Wäre das nicht der Fall, wäre diese Welt zwar reich und schön, aber auch eine, die wir lediglich durchquerten, ohne Spuren zu hinterlassen. Natürlich: Wir hinterlassen auch Spuren der Zerstörung, der Ausbeutung, des Leids, der Machtgier.
Doch es gibt auch andere Spuren – persönliche, fragile, poetische: eine hastig gesprühte Liebesbotschaft voller Zweifel auf einer Wand. Eine Erinnerung an die eigenen Wurzeln, übersetzt in ein Objekt. Ein Musikinstrument als kultureller Träger kollektiver Geschichte. Solche Spuren erzählen von dem, was uns bewegt hat – oder von dem, was wir bewahren möchten. Von dem, was nicht verloren gehen darf.
Wenn wir Spuren hinterlassen, aber auch suchen und sammeln, versuchen wir, die fehlenden Teile möglicher Welten zusammenzuhalten: Fragmente von uns selbst, unserer Vergangenheit und einer offenen, ungewissen Zukunft. Im Leben wie in der Kunst sammeln wir Bruchstücke von Erkenntnis,
Erinnerung, Imagination. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass kreative Impulse und Erinnerungen im gleichen Bereich unseres Gehirns entstehen. Schaffen ist also auch Spurensuche – unserer eigenen und der anderer.
Parts of Me vereint die Arbeiten von Levan Svanishvili und Tabata von der Locht zwei Künstler:innen, die sich der sensiblen Wahrnehmung und poetischen Neuordnung von Spuren widmen. Ihre Werke entstehen aus der Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung und nehmen in neuen Konstellationen Gestalt an. Die Ausstellung lädt dazu ein, künstlerisches Schaffen als Form der Spurensuche zu betrachten und zu fragen, ob dieser Prozess nicht auch ein Akt des Erinnerns ist.